Friedel Thoms

Malerin und Keramikerin

Dithmarschen - eine neue große Liebe...

 

Als die in Oberfranken geborene Künstlerin Friedel Thoms nach ihrer Flucht aus Salzburg das erste Mal mit ihrem Mann auf dem Deich stand, sagte sie: "Hier ist die Landschaft umgefallen!" Rund 7 Jahre brauchte sie, um in der norddeutschen Landschaft anzukommen, die sie mit 2 Linien charakterisierte: Einer Wagerechten für den Horizont und einer Senkrechten für den Graben.

Um die Struktur der Landschaft zu erfassen, zeichnete sie die Küste von Brunsbüttel bis zur Hamburger Hallig. Anfangs in Rötel. Später kamen andere Techniken wie Pastellkreide, Öl, Aquarell, Tempera und Acrylfarben hinzu.

 

Solange der keramische Betrieb bestand, hatte sie kaum Zeit zum Malen. Deshalb opferte sie dafür so manche Nacht, weil sie sonst keine Ruhe fand. Wenn es die Zeit am Wochenende jedoch erlaubte, fuhr die Familie an die nahe gelegene Küste, nach Neufeld. Dort skizzierte die Künstlerin die Salzwiesen mit ihren Prielen und landschaftstypischen Grabenstrukturen sowie den idyllischen Häfen. Das weite Land der Marsch mit seinen großen, sich schnell verändernden Himmeln und das flirrende Licht auf dem Wasser und im Watt, faszinierten Friedel Thoms ihr Leben lang.

 

Während die Kinder im Vorland mit mehr oder weniger Erfolg die breiten Entwässerungsgräben zu überspringen versuchten, angelte ihr Mann Hans-Jochim  Aale für das Abendessen.

 

Täglich malen - nur ein aufgeschobener Lebenstraum!

 

Nachdem das Ehepaar 1990 die Produktion in ihrer Töpferei  einstellte, erfüllte sich Friedel Thoms ihren Lebenstraum. In der alten Töpferei richtete sie sich zwei Ateliers ein -  eines zum Töpfern und eines zum Malen. Diese Ateliers wurden ihr neuer Lebensmittelpunkt, an dem sie ab jetzt jeden Morgen um 9 Uhr ihre Arbeit aufnahm.

Bei interessanter Wetterlage fuhr das Ehepaar gemeinsam an die Elbe. 

Friedl Thoms aquarellierte und ihr Mann fotografierte oder drehte Naturfilme. 

"Das Wetter spielt eine große Rolle. Besonders am Wasser ändern sich die Eindrücke von einer Minute auf die andere. Hier draußen stehe ich mitten in der Farbe." 

So manche Skizze hielt dem kritischen Blick der Künstlerin nicht Stand und landete in der Elbe, wofür Ihr Mann gar kein Verständnis und zu retten versuchte, was er konnte. 

 

Teetrinken in freier Natur

 

Höhepunkt der Ausflüge war das gemeinsame Teetrinken in freier Natur. Ob am Deich oder im Vorland, es wurde stilvoll auf weißem Tuch gedeckt. Dazu zog Hans-Jochim Thoms feinstes Porzellan von Königlich Kopenhagen und die Silberlöffel aus seinem Picknickkorb. Unter den verwunderten Blicken der rundherum grasenden Schafe, die sich oft in das Geschehen einzumischen versuchten,  ließen es sich die beiden schmecken!

 

"Ich male nicht ab, sondern ich suche und übersetze das Gesehene"

 

Auf dem Heimweg herrschte absolutes Schweigen, um die, in der Seele eingefangenen Stimmungen, bis ins Atelier zu bewahren.                                            Im Atelier angekommen, machte sie sich sofort an die Arbeit und setzte die Skizzen in größere Aquarelle oder Kreidezeichnungen um.

So entstanden nicht nur die Bilderreihe  Elbspaziergang, sondern auch viele Werke über das Vorland.

 

"Ich male die Vielfalt der Flora wie sie in Dithmarschen nicht                           vermutet wird"

 

Ein weiteres Thema war ihr Garten, in dem sie im Sommer gerne "plein air" malte. Sehr zur Freude der Elstern, die ihre Bleistifte mit dem Goldaufdruck liebten und abtransportierten.

Der Blick von der Marsch auf die Geest

 

2002 schweifte ihr Blick nach Meldorf,  zur Eider und der Vielfalt der Flora wie sie auf der Geest um die Regionen Kuden, Gudendorf, Buchholz und Albersdorf zu finden ist. Die Strenge der Marschlandschaft wurde jetzt durch die lieblichere und gebogene Formation der Geest abgelöst. Flächig und fast ornamental bearbeitete sie ihre Themen.

Kraftvolle Farben, geschickt über- und nebeneinandergesetzt, erzeugten die typische sandige, schmiegsame Farbigkeit des Geestrandes.

 

Andere Eindrücke

 

Auch aus ihrem Urlaub brachte sie immer eine Reihe Bilder mit nach Hause. Motive aus dem Harz, aus Lech, von der Insel Föhr,  den Kanaren  und dem Bodden sind ein Zeugnis davon.

 

Hin und wieder verließ sie die Landschaftsmalerei und beschäftigte sich mit architektonischen Themen, dem Krieg oder ihren Kindheitserinnerungen. Auch Gedichte von Heinrich Heine und die Märchen von Oscar Wilde forderten sie zu einer künstlerischen Aussage heraus. 

 

Ab September wurden Stift und Pinsel beiseite gelegt und es ging ins Töpferatelier

 

Friedel Thoms erlernte das Töpferhandwerk nur mit den Augen.                            Eines Tages setzte sie sich an die Töpferscheibe und legte los.

Sie reizte das Material bis an seine Grenzen und fand damit eine eigene Ausdrucksform.

Zunächst töpferte sie sich eine Reihe verschiedener Formen, die sie anschließend zerschnitt. Im noch lederharten Zustand setzte sie diese Teile zu neuen Formen wie z. B. Hühnern zusammen.  

Das war ein völlig anderer Prozess als der des Modellierens. Hier ging die  Formgebung nicht von einem Materialklumpen, sondern vom Fragment aus. Viele Fragmente ergaben in spielerischer Kombination ein neues Objekt.

Einem traditionellen Keramiker wie Hans-Jochim Thoms, drehte das manchmal den Magen um. Er wusste, dass die Figuren durch die  Hitze im Brennofen instabil werden würden. Es war nur seinem technischen Geschick zu verdanken, dass die meisten den Brand unbeschadet überstanden.

 

Friedel Thoms dekorierte ihre Objekte in verschiedenen Techniken, wie Engobe-Ritztechnik, Goldmalerei, Fayence oder einer Kombination aus Gold mit Fayence.

 

Ausstellung in der eigenen Galerie

 

In frühen Jahren nahm des Ehepaar Thoms mit Keramiken und Bildern an Ausstellungen in der Region teil. 1972 hatte es eine Einzelausstellung im Dithmarscher Landesmuseum, das in diesem Jahr sein 100-jähriges Jubiläum feierte.

Ab 1990  organisierten sie ihre Ausstellungen selbst. Besucher aus ganz Deutschland besuchten die "Galerie in der alten Töpferei.

Hans-Jochim Thoms organisierte den gesamten Ablauf, von der Einladung bis zum Verkauf, und bereicherte die Ausstellungen zudem noch mit seinen Computerillustrationen, Naturfilmen und Videos über das Schaffen seiner Frau.



Hommage an Dithmarschen  - Ein Blick in eine der vielen Ausstellungen